Das war das WEF 2018 in DavosDie diesjährige Ausgabe des Weltwirtschaftsforums in Davos ist Geschichte. Was jedoch in diesen letzten Tagen geschehen ist, bleibt sicherlich eine Weile in Erinnerung. Ein Rückblick.
Donald Trump am Anfang, Donald Trump am Ende
Donald Trump am Anfang, Donald Trump am Ende
Fluch und Segen
Klaus Schwab, der das Forum 1971 (damals noch unter dem Namen «European Management Symposium») ins Leben gerufen hat, verbucht damit einen Prestige-Erfolg.
Mit Trump ist der grosse Wurf nun gelungen: Nach dem chinesischen Machthaber Xi Jinping im vergangenen Jahr ist jetzt der mächtigste Mann der Welt in Davos vor Ort. Eine Chance für den Dialog zweifellos, dem sich das WEF bekanntlich verpflichtet fühlt.
Zugleich wird Trump für das WEF – und für Schwab – aber zur Hypothek. Wo das WEF Brücken bauen will, baut Trump Mauern. Wo das WEF den Freihandel neu beleben will, sucht Trump Abschottung und Protektionismus. Und wo das WEF auf Ausgleich und Verhandlungen setzen will, bevorzugt Trump Provokation und Konfrontation.
Da passt nichts zusammen. Fast schon zur Lachnummer wird so das diesjährige WEF-Motto «Für eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt».
(Ausschnitte aus einem Kommentar von Stefan A. Schmid, erschienen in der «Südostschweiz» am 11. Januar)
«Mir doch egal»
Und auch die Davoserinnen und Davoser haben sich zum geplanten Besuch des US-Präsidenten geäussert. RSO-WEF-Reporter Corsin Caviezel hatte nachgefragt.
Die meisten reisten am Tag vor der offiziellen Eröffnung an – und standen gleich erst einmal im Stau.
Das Chaos bricht aus
Das Chaos bricht aus
Es scheint, als habe der Himmel rechtzeitig zum Weltwirtschaftsforum seine Schleusen geöffnet, um unaufhaltsam weisse Masse in dicken Flocken vom Himmel zu schicken. Für Augenzeugen mag das vielleicht ein schönes Spektakel sein, für die Gäste des Weltwirtschaftsforums ist es jedoch ein Graus.
Seit den Morgenstunden bricht das Verkehrssystem am Montag immer wieder zusammen, die SUVs und Busse sind umgeben von 1,50 Meter hohen Schneewänden. Daneben rutschen Fussgänger, die teilweise nur in Halbschuhen unterwegs sind. Andere schöpfen Schnee, fluchen.
Mit einem derartig intensiven Wintereinbruch haben die wenigsten Ankömmlinge gerechnet. Die Schneemassen und das einhergehende Chaos auf den Strassen sind auch für die Einheimischen ungewöhnlich. «So etwas haben wir in Davos zum Weltwirtschaftsforum noch nie erlebt», sagt etwa die Davoserin Tajana Adank.
Bild Keystone
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Kein Verkehrsfluss, keine Demonstration
Kein Verkehrsfluss, keine Demonstration
Auch die Gemeinde Davos spricht davon, dass der Verkehrsfluss auf den Davoser Durchgangsstrassen Promenade und Talstrasse anfangs Woche «nur ungenügend gegeben war». So konnten die Gäste und Einheimischen ihre Ziele nur mit grosser Verspätung erreichen.
Deshalb würde WEF-Direktor Alois Zwinggi «extrem drastische» Massnahmen befürworten, um die Verkehrssituation am WEF in Zukunft zu entschärfen. «Wir könnten uns sehr gut eine verkehrsfreie Promenade vorstellen», sagt Zwinggi. «Am besten wäre es, dürften in der WEF-Woche künftig nur noch der Bus, Shuttles und lokale Anwohner auf der Promenade fahren.»
Das Wetter war denn auch der Grund, weshalb die geplante Anti-WEF-Demonstration in Davos untersagt wurde. Die offizielle Begründung des Kleinen Landrats: Die äusserst engen Platzverhältnisse aufgrund der enormen Neuschneemengen liessen eine Kundgebung in den nächsten Tagen nicht zu. Auf den Plätzen türmten sich meterhohe Schneeberge, Nebenstrassen seien teilweise überhaupt nicht oder nur einspurig befahrbar.
Nach der Absage in Davos wurde kurzerhand in anderen Städten der Schweiz zu Demonstrationen aufgerufen. Und so kam es, dass am Dienstagabend gegen das WEF und insbesondere gegen die Teilnahme von US-Präsident Donald Trump protestiert wurde. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort.
Trump ist nicht alles
Politiker und auch Promis hatten ihre grosse Auftritte am WEF – verkündeten ihre Botschaft. Es folgen die schönsten und interessantesten Quotes der Grossen und Mächtigen.
«Sexuelle Belästigung ist ein Problem und inakzeptabel.»
«Wir wollen demonstrieren, dass wir ohne Testosteron gute praktikable Lösungen liefern können.»
«Wir müssen in einer gebrochenen Welt eine gemeinsame Zukunft schaffen.»
«Die Zeit ist gekommen, dass Frauen ihre Stimmen erheben.»
«Wir müssen unser Schicksal mehr in die eigene Hand nehmen.»
«Es scheint, als wären wir an einem historischen Scheideweg – entweder wir gehen den Weg des Mitgefühls oder den Weg der Intoleranz.»
Journalisten, Fotografen und Schaulustige warteten am Flughafen Zürich, in der Hoffnung, einen Blick auf Trump erhaschen zu können.
Die Wartenden wurden zwar enttäuscht – der Blick auf das Flugzeug des US-Präsidenten blieb ihnen aber nicht verwehrt. Nach einem kurzen Umsteigen machte sich Trump mit seinen Begleitern in insgesamt acht Helikoptern auf den Weg nach Davos.
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«America First» – aber nicht «America Alone»
«Ich bin hier, um die Interessen des amerikanischen Volkes zu vertreten», sagte er am Freitag zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Er wolle sich zudem für die Einhaltung von Handelsverträgen einsetzen.
Nur durch einen fairen und gegenseitigen Handel könne ein System geschaffen werden, das für die USA und alle Nationen funktioniere. Die USA würden die US-Handelsgesetze durchsetzen und die Integrität des Handelssystems wiederherstellen.
Die Welt erlebe den Wiederaufstieg eines starken und wohlhabenden Amerikas. Es habe nie eine bessere Zeit gegeben, um in den USA zu arbeiten, zu bauen, zu investieren und zu wachsen.
Sein Land hoffe auf eine Zukunft, in der es Wohlstand für alle gebe und jedes Kind ohne Gewalt, Armut und Angst aufwachsen könne. «Die USA streben eine Partnerschaft zum Bau einer besseren Welt an.»
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WEF-Organisatoren ziehen Bilanz zu Trump-Besuch
WEF soll auch in Zukunft in Davos stattfinden
Schwab übt aber auch Kritik an den Davosern: «Es hat jedes Jahr Reklamationen über die Preise gegeben. Wenn etwa ein Hamburger viermal mehr kostet als in Zürich oder zehnmal mehr als in Mumbai. Dann bemerken das natürlich die Teilnehmer. Und die Annahme, dass die Leute, die nach Davos kommen, über genügend Mittel verfügen, um das verkraften zu können, ist falsch. Gerade wenn man relativ über Mittel verfügt, ist man normalerweise sehr sensibel, wenn man das Gefühl hat, man werde ausgenützt.»