Januar - Februar 2015
Willkommen zum Glarner Jahresrückblick
Wir lassen das Jahr Revue passieren.
Januar - Februar «Der Autostopper»
Glarus sei ein spezieller Kanton, ein Rechercheort für sein Buch «Die Steinflut» und seit jeher fortschrittlich etwa mit dem Fabrikgesetz im 19. Jahrhundert oder der ersten Narkose mit Lachgas.
In Bezug auf den Anschlag auf Charlie Hebdo meint der Literat, die Pressefreiheit sehe er hierzulande nicht grundsätzlich in Gefahr. «Aber mit jeder Zeitungsfusion geht ein Stück Meinungsvielfalt verloren», warnt er.
Januar - Februar Etwas Süsse in düsteren Wirtschaftszeiten Chocolatier Läderach
Januar - Februar Etwas Süsse in düsteren Wirtschaftszeiten Chocolatier Läderach
Die bestehende Infrastruktur stosse an Grenzen. Der Erweiterungsbau soll im Herbst 2016 in Betrieb genommen werden und mittelfristig bis 100 Arbeitsplätze schaffen. Bereits in den letzten zehn Jahren hat Läderach 175 Vollzeitstellen geschaffen.
Januar - Februar Plattenberg kommt in neue Hände
Das 1961 stillgelegte Schieferbergwerk ist ein wichtiger Baustein im Elmer Tourismusangebot. 1983 bot Hans Rhyner erste Führungen an, heute sind es über 400 pro Jahr für rund 10 000 Gäste.
Die Stollensicherheit und den Gebäudeunterhalt betreut der Maurer und Bauführer weiterhin. Im Frühling wird die Konzertarena eingeweiht.
Januar - Februar Grosse Angst um 1000 Schweine
Ausgelöst wird der Alarm, weil die Seuche bei einem Schweinebetrieb in Benken ausgebrochen war. Von diesem Betrieb hat der Glarner kurz zuvor Ferkel erworben.
Der Glarner Mäster hat Schwein
Die Proben sind negativ. Der Benkner Züchter indes muss 43 Muttersäue und 300 Ferkel notschlachten. Die Krankheit wurde wahrscheinlich von Wildschweinen übertragen.
März - April 2015
März - April Jenny Fabrics leidet
Das Textilunternehmen entlässt 28 Mitarbeiter und schickt die Maschinen nach Tschechien. Die verbleibenden 110 Mitarbeiter müssen auf 5 Prozent ihres Lohnes verzichten. «Wir haben über Nacht 15 Prozent unserer Marge verloren», sagt Verwaltungsratspräsident Caspar Jenny. «Die Situation ist existenzbedrohend.»
2009 feierte die Fritz und Caspar Jenny AG in Ziegelbrücke ihr 175-Jahr-Jubiläum. 1860, nach dem Kauf der Weberei in Niederurnen, war die Jenny Fabrics mit 560 Mitarbeitern die grösste Spinnerei im Kanton.
Beim kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit melden im Mai drei, im Juni vier und im Juli sieben Firmen Kurzarbeit an. Darunter ist auch die Eternit Schweiz AG.
Ab Anfang März wird die Wochenarbeitszeit für die 350 Mitarbeiter von 42 auf 45 Stunden bei gleichem Lohn erhöht, um möglichst konkurrenzfähig zu bleiben. Ab August reagiert die Firma auf rückläufige Aufträge und die Eurokrise mit Kurzarbeit in den beiden Werken Niederurnen und Payerne. In Niederurnen trifft es 80 Mitarbeiter.
März - April Die Einkaufsmeile kränkelt
März - April Die Einkaufsmeile kränkelt
Ersteres, das kleinste Warenhaus der Schweiz, steht nach drei Generationen ohne Nachfolger da. Bis Ende Jahr zieht sich die Liquidation hin.
Die neue Besitzerin der Liegenschaft, die Axa-Versicherung, prüft eine nachhaltige Nutzung der Immobilie – das Untergeschoss soll wieder als Ladenfläche genutzt werden, das Obergeschoss Wohnraum bleiben.
Mit Foto Schönwetter schliesst nach 108 Jahren das letzte Fotogeschäft im Kanton. Der 70-jährige Ladeninhaber Walter Beer will künftig nur noch für sich fotografieren. Für das Ladenlokal sucht er einen Mieter. Den Nachlass hat die Fotografenfamilie Schönwetter dem Museum des Landes Glarus vermacht.
Und von wegen Lädelisterben: Die Glarner Detaillisten lassen sich nicht unterkriegen: «Wir punkten mit Service und halten die Konsumenten damit vom Einkaufstourismus ins Ausland ab», sagen sie.
März - April Rumms und weg
Im Katastrophenhilfezug «Technico 15» nach einem inszenierten Meteoritenschauer über Schwanden, dem Gross- und dem Sernftal sind über 1000 zivile und militärische Einsatzkräfte involviert.
März - April Sammeln für Nepal......auch im Glarnerland
Das Beben erschüttert auch das Glarnerland. Die Nepalesin Subha und ihr Ehemann Dieter Elmer aus Mühlehorn sind zuerst in Panik und später in Sorge um Familie und Freunde in Kathmandu.
Als Mitglieder einer von weltweit über 70 Landesorganisationen der Gesellschaft für Auslandnepalesen sammeln sie Hilfsgelder. Einige Zehntausend Franken kommen zusammen – für fünf bis zehn Häuser und einen Hauch Alltag.
März - April Flüchtlingswelle...
März - April Flüchtlingswelle...
Der Bahnhof Glarus und der Volksgarten sind beliebte Treffpunkte für Asylbewerber. Da sitzen zuweilen bis zehn Nationalitäten, vertreiben sich die Zeit. Statt Angst vor dem Krieg in der Heimat herrscht hier Langeweile. Billiges Bier und gratis Internet-Empfang machen den Tag erträglich.
Gut 200 Asylsuchende betreut der Kanton im ersten Quartal. Bis Ende Jahr dürften rund 120 dazukommen.
Der Kanton schafft mit der Sanierung des Durchgangszentrums Rain in Ennenda und des ehemaligen Restaurants «Rössli» in Näfels zusätzliche Plätze und hofft auf 16 weitere im «Edelweiss» in Riedern, wo ein Beschwerdeverfahren hängig ist. Zur Stimmung im Kanton meint Andreas Zehnder von der Hauptabteilung Soziales: «Ich würde nicht von Hass und Rassismus sprechen, eher von Angst vor dem Fremden.»
Mai - Juni 2015
Mai - Juni Abschaffung des Parlaments
Das Parlament verhindere die direkte Demokratie, so Eberle. Zudem punkten die Gegner des Parlaments mit ihrer Kritik an den hohen Kosten.
National- und Landrat Martin Landolt argumentiert, dies sei keine Kritik an der Arbeit der Parlamentarier, es gehe um die Vereinfachung der Strukturen und die Stärkung der Gemeindeversammlung. Der Gegenvorschlag von Gemeinderat und -parlament, Zweiteres mit der Budgethoheit zu stärken, kommt in der Versammlung nicht an.
Wenige Tage nach dem Entscheid wählt das Parlament mit Margrit Neeracher die letzte Präsidentin – eine Sterbebegleiterin sozusagen. Neeracher fordert von ihren künftigen Ex-Kollegen volles Engagement bis zum Schluss – zugunsten der Nachfolgeorganisation.
Mai - Juni 11 Vorlagen in 3 Stunden
27 Redner und eine Rednerin kreuzen zu den Abstimmungen die Klingen. Und es regnet in Strömen – auch auf die Ehrengäste aus der Innerrhoder Standeskommission.
Erreicht werden keine Quantensprünge, aber es sei «einiges in vielversprechende Bahnen für die Zukunft gelenkt», so «Südostschweiz»-Kommentator Rolf Hösli.
Zum Beispiel erhalten die Gemeinden bei den Waldstrassen mehr Befugnisse: Die Landsgemeinde gibt ihnen, gegen den Willen von Regierung und Landrat, die Möglichkeit, Ausnahmen für das Befahren von Waldstrassen festzulegen. Zudem dürfen die Gemeinden das Instrument der Ausnützungsziffer wie gewünscht behalten und tragen somit die Verantwortung für das verdichtete Bauen.
Mai - Juni Feuerteufel
In der folgenden Nacht geht der Feuerteufel erneut um:
Mitten in Mitlödi brennt ein Holzschopf vollständig aus. Er kann nicht gerettet werden. Die Hauptsorge gilt dem Waschhaus mit der Trafostation in unmittelbarer Nähe. Bereits eine Woche zuvor brannte in Mitlödi eine Holzbeige.
Bezüglich Brandursache tappt die Polizei im Dunkeln – zwei Wochen lang. In der Nacht auf den 20. Mai ertappt sie einen Glarner in flagranti beim Anzünden einer Holzbeige. Er ist der Polizei einschlägig bekannt und könnte für die Brandserie verantwortlich sein. Der 55-Jährige sitzt noch immer in U-Haft.
Mai - Juni Revival
Mai - Juni Revival
In den Kategorien Fun Trophy für Fahrzeuge bis Baujahr 1945 und Sport Trophy bis 1985 sowie in der Rennkategorie buhlen die Freaks um Tempo, Rang und Ruhm. 10 000 Zuschauer erweisen ihnen die Ehre. Rauchende Reifen, die Musik der Motoren und Abgasduft prägen das nostalgische Fest.
OK-Präsident Koni Strittmatter liebäugelt mit einem jährlichen Event – und nimmt drei Monate später den Hut wegen Differenzen im Organisationskomitee. Die Zukunft des Kerenzerbergrennens ist damit ungewiss.
Mai - Juni Premiere
Die 26-Jährige ist die erste Frau in der Geschichte der Schweizer Armee, die als Füsilier die Offiziersschule bestanden hat. Zweimal jährlich formt sie 200 Männer zu Infanteristen.
Die Exotin in der Welt von Maschinengewehren, Panzerfäusten und Schützenpanzern will nicht auf das Frausein reduziert werden. An der Landsgemeinde schafft sie es als solche aber nicht, unerkannt durchzukommen.
Mai - Juni Bahnhof Glarus startet in die Zukunft
Teil des 67-Millionen-Projekts ist die Automatisierung der Regionalzüge von der Betriebszentrale in Zürich aus. Für die Passagiere gibt es höhere Perrons für stufenloses Einsteigen und eine Unterführung zum Mittelperron. Zudem werden die unter Denkmalschutz stehenden Lokremisen saniert.
Juli - August 2015
Juli - August Abschied und gute Musik
Auf der Bühne tragen Künstler wie Lo & Leduc, Gentleman und Co. oder die Soul-Sängerin Gasandji zum Erfolg bei. Und natürlich Polo Hofer. An seinem Abschiedskonzert lässt sich der Mundart-Rocker nochmals tüchtig feiern.
Durchs Band ist Petrus dem Sommer in der Stadt wohlgesinnt: Die zehnte Auflage der Sommerbühne im Volksgarten überzeugt mit buntem Musikmix und Filmen. Und auf heissem Pflaster geht Calle Caliente volkreich über Bühnen und Plätze der Innenstadt.
Juli - August Überirdische Musik im Untergrund
16 Konzerte lassen beim Publikum kaum Wünsche offen. Ein Highlight ist das Gastspiel in der unterirdischen Arena des Landesplattenbergs bei Engi.
Vor Publikum in Wintermänteln gibt das Trio Schaerer, Ziegler und Niggli den Ton an. Hans Brupbacher, Präsident der Braunwalder Musikwochen, spricht von einer der besten Veranstaltungen.
September - Oktober 2015
September - Oktober Beständigkeit
September - Oktober Beständigkeit
Den echten Wahlkampf für den Nationalrat eröffnet Anfang September Jacques Marti (SP) aus Sool, Unternehmer, Anwalt und Sohn des ehemaligen Preisüberwachers und Nationalrats Werner Marti.
In letzter Minute bringt sich der parteilose Hans-Peter Legler, Unternehmer aus Niederurnen, als Alternative für Ständerat Werner Hösli ins Spiel. Hösli steht nach der Verurteilung des ehemaligen Verwaltungsrats der GLKB zu einem Schadenersatz an die Kantonalbank in der Kritik eines Teils der Wähler. Legler verspricht «mehr Taten statt Worte» im Stöckli zugunsten der Wirtschaft, bleibt aber chancenlos.
Hösli erreicht ein akzeptables Resultat, während fast 90 Prozent der Wähler Thomas Hefti (FDP) glanzvoll bestätigen. Knapper wird es im Nationalrat. Gerade mal «einen Schritt vor Marti» erreicht Landolt den Sieg. Wobei Marti just jene Stimmen fehlen, die er – ohne Kandidatur dafür – als Ständerat erhält.
September - Oktober Demos
«Solidarität statt Hass» und «Schutz statt Hetze» halten rund 100 Demonstrierende – vorwiegend Grünen Frauen – draussen dem entgegen, was die drei nationalen «Grössen» alt Bundesrat Christof Blocher, Nationalrat Christoph Mörgeli und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel drinnen propagieren.
«Wir wollten das Geschehen nicht unkommentiert lassen», erklärt Grünen-Präsidentin Priska Müller den friedlichen Auftritt.
September - Oktober Glarus in der Swiss
Maître de Cuisine für Glarus ist Beat Schittenhelm. Kalberwurst, ein Pouletbrüstchen «Näfelser Fahrt» und eine Ziger-Alpkäse-Terrine kreiert er für Swiss. Diverse Glarner Firmen liefern die Zutaten.
Kurz nach dem Start der Aktion fliegt auch Schittenhelm – raus aus dem «Ahorn» in Braunwald. Hotelbesitzer William Bachmann entscheidet sich für einen anderen Gastgeber.
Gerüchten zufolge soll das «Ahorn» schlecht rentieren. Ab Dezember tritt Paul Urchs, ein Gourmet-Koch mit «Michelin»-Stern und 17 «Gault Millau»-Punkten, in Schittenhelms Fussstapfen.
September - Oktober Ein Neubau ohne Einsprache
Unauffällig solle der Bau werden, sagt Architekt Nafi Avdili, und ohne Minarett. Der Verein zeigt Respekt – und erlebt Toleranz: Keine einzige Einsprache geht ein. Im Frühling wird die Moschee fertig.
September - Oktober Robert Jenny erhält Glarner Kulturpreis
«Es wäre falsch, zu sagen, dass mich der Preis nicht freut», sagt er, «aber eigentlich gehörte er den kreativen Kulturschaffenden.» Die Preissumme lässt er deshalb der Stiftung im Gartenflügel zukommen.
November - Dezember 2015
November - Dezember Fragezeichen
November - Dezember Fragezeichen
Nach der gescheiterten Vignettenabstimmung 2013 ist der Netzbeschluss in der Schwebe, und somit auch die Nationalstrasse bis nach Glarus, die Umfahrung sowieso. Im September beauftragt der Ständerat seine Verkehrskommission, den Netzbeschluss in den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF) aufzunehmen. Ein Beitrag aller Kantone sowie ein zweiter Versuch einer Vignettenpreis-Erhöhung – diesmal auf 70 Franken – sollen das Geld dafür bringen.
Ob dies glückt und der Bund dann auch bereit ist, das Geld in Glarus zu investieren, ist ungewiss. Die Umfahrung, für die noch immer kein baureifes Projekt vorliegt, hat in der Prioritätenliste der Strassenprojekte Ränge eingebüsst. 2017 endet die fünfjährige Frist, innert der das Projekt des Kantons laut Bundesgericht realisiert werden müsste. Baudirektor Röbi Marti zählt darauf, dass er vom Bund notfalls eine Verlängerung dieser Frist erhalten würde. Der VCS pocht derweil auf die Umgestaltung der Strassen auch ohne Umfahrung.
November - Dezember Electrolux-Gebäude wird Alters- und Ärztezentrum
November - Dezember Electrolux-Gebäude wird Alters- und Ärztezentrum
Ein Projekt des Unternehmens, der Gemeinde und des Kantons mit dem Ziel, einen Nachfolger zu finden, der möglichst viele Angestellte übernimmt, bleibt erfolglos. Als das Werk per 30. September stillgelegt wird, will der Kanton die Liegenschaft kaufen, entwickeln und dem Markt wieder zuführen.
Am 11. November überrascht Electrolux Schweiz mit der Mitteilung, das Werk sei verkauft. Der Käuferin, der Glaro Immobilien unter Verwaltungsrat Dieter Steiger aus Stäfa, gehört bereits das ehemalige Electrolux-Gebäude nebenan. Steiger spricht davon, auf dem Areal ein Alters- und ein Ärztezentrum einzurichten.
November - Dezember Glarus hoch3 hat ein Schuldenloch
Pikant: Christoph Marti ist Geschäftsführer von Glarus hoch3 ebenso wie von Axcelerate-Solutions. Glarus hoch3 habe sich in die totale Abhängigkeit einer einzigen Person begeben, sagt die GPK.
November - Dezember Burkaverbot
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November - Dezember Neuanfang
November - Dezember Neuanfang
Streitpunkt des Kantons mit seiner eigenen Anstalt ist die Abgeltung von Dienstleitungen. Nach jahrelangen Verhandlungen hat die Versicherung im August Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingelegt.
Die Regierung will nun einen Neuanfang, der mit dem bisherigen Verwaltungsrat nicht möglich sei. Neuer VR-Präsident wird Martin Leutenegger mit dem Ziel, «das zerbrochene Geschirr wieder zu kitten».